Gewährleistung einer sicheren Prognose

Wie kann das Prognosesystem angesichts drohender plötzlicher Verunreinigung des Gewässers durch Mischwasserentlastungen aus der Kanalisation die Wasserqualität sicher „angezeigt“ werden?
 
Während bisherige Systeme zur Prognose von Wasserqualität im Wesentlichen auf einer statistischen Auswertung von Niederschlagsmessungen und in der Vergangenheit erhobenen Wasserqualitätsdaten beruhten, nutzt unser neues in Entwicklung befindliches System für den Spreekanal eine Reihe von zusätzlichen Informationen, die kontinuierlich und teilweise in Echtzeit erhoben werden:
  • Erkennung von Überläufen aus der Mischwasserkanalisation;
  • Einbindung von Echtzeitmessungen von E.Coli, Chlorophyl und den wichtigsten chemischen Abwasserindikatoren wie Ammonium, Nitrat und dem Kohlenstoffgehalt;
  • Einbindung der tagesaktuellen Durchflussmessungen des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamts (WSA) zur innerstädtischen Spree.
Dabei „lernt“ das Wasserqualitäts-Warnsystem durch den kontinuierlichen Abgleich zwischen Prognosen und tatsächlichen Messungen dazu und wird immer präziser.
Die Entwicklung basiert auf dem reichen Erfahrungsschatz des KWB, welches innerhalb der Projekte FLUSSHYGIENE , iBathWater und digital-water.city Systeme zur Prognose der Badegewässerqualität in Oberflächengewässern entwickelt hat. In Berlin ist bereits ein vergleichbares System für mehrere Badestellen in der Berliner Unterhavel (u. A. Kleine Badewiese Spandau) im Einsatz.
Um sichere Aussagen über Mischwassereinleitungen machen zu können, erfolgt eine Überwachung der drei relevanten Mischwasser-Einzugsgebiete (Während sich der gesamte Bereich der Berliner Mischwasserkanalisation auf 17 zusammenhängende Bereiche aufteilt, liegen nur drei Einzugsgebiete stromaufwärts vom Spreekanal.) Neben zwei durch die Berliner Wasserbetriebe (BWB) bereits überwachten Hauptkanäle, deren regenbedingte Überläufe im Oberlauf der Spree münden, führt der dritte relevante Überlaufkanal aus Kreuzberg über den Heinrich-Heine-Platz auf die Spreeinsel bis zum Staatsratsgebäude am Schlossplatz. Dieser bislang unüberwachte Mischwasserkanal ist für knapp drei Viertel der Mischwassereinleitungen unmittelbar in den Spreekanal verantwortlich. In Kooperation mit den BWB haben wir diesen Kanal am Heinrich-Heine-Platz nun mit entsprechender Messtechnik ausgestattet. Auch diese Daten werden in Echtzeit an das neue Qualitätswarnsystem weitergeleitet.
Alle sensorischen Messungen, auf denen wir unsere Echtzeitüberwachung aufbauen, werden zweimal wöchentlich über Labormessungen validiert. In diesem Rahmen werden auch die oben bereits erwähnten 12 zusätzlichen mikrobiologischen Parameter mitgemessen.

Eine Betaversion des Systems zur Überwachung der Wasserqualität im Spreekanal kann bereits jetzt unter der URL https://badberlin.info/ aufgerufen werden und wird sukzessive weiterentwickelt. Nach Abschluss der noch bis 2024 laufenden Wasseruntersuchungen ist die Fertigstellung des Systems und eine Veröffentlichung einer entsprechenden Smartphone-App geplant.
Im Sinne eines „smarten“ Berlins können sich die Berliner:innen mit diesem System verlässlich über den hygienischen Ist-Zustand des Spreekanals in Mitte informieren. Perspektivisch könnte mit dieser Technik und wenigen minimalen, temporären baulichen Vorhaltungen eine Badestelle im Spreekanal eingerichtet und betrieben werden.
 
Und neben dieser positiven kurzfristigen Perspektive könnten sich potentiell auch weitere öffnen: Denn wenn der Prozess für den Spreekanal einmal mit den zuständigen Behörden erfolgreich durchlaufen wäre, könnte –bei ausreichender Datenlage– mit dieser Technik die Wasserqualität auch in anderen Abschnitten der innerstädtischen Spree überwacht werden, und diese für das Schwimmen freigegeben werden.

 

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