Das
Projekt
Fluss Bad Berlin ist ein nachhaltiges Stadtentwicklungsprojekt. Es sieht eine gemeinwohlorientierte Nutzung des etwa 1,9 km langen, ungenutzten Spreekanals und weiterer Flächen des direkt angrenzenden Stadtraums in der Stadtmitte Berlins vor.
Der innerstädtische Fluss soll im abgegrenzten Areal des Kupfergrabens in der historischen Mitte Berlins - von Monbijoubrücke bis Fischerinsel - als öffentlicher Raum neu erlebbar werden für alle Menschen in der Stadt. Dafür wird der Verein Flussbad Berlin seit 2015 im Rahmen des Bundesprogramms "Nationale Projekte des Städtebaus" zur weiteren Entwicklung und Vermittlung des Vorhabens durch Bund und Land gefördert und das Areal von der Museumsinsel bis zur Fischerinsel im Jahr 2019 per Senatsbeschluss als Stadtumbaugebiet „Umfeld Spreekanal“ ausgewiesen. Die positiven Effekte für eine Metropole sind in der Umsetzung des Fluss Bad Projektes vielschichtig und umfangreich zugleich:
Die Stadtmitte gewinnt eine riesige blaue Erholungsfläche zurück, zum Schwimmen, Flanieren, Sitzen am Wasser, Genießen und Ausruhen. Eine ungenutzte Wasserverkehrsstraße wird zum Aufenthaltsraum und lässt die historische Stadtmitte auf ganz neue Weise erlebbar werden.
Fluss Bad Berlin etabliert einen sozialen, diversen und kostenfreien Ort für alle Menschen. Die historische Mitte bekommt damit die Chance, zu dem Ort zu werden, der für die Diskussion großer relevanter Themen unserer Zeit steht - wie Wasser als Gemeingut, Diversität der Gesellschaft, Resilienz im Klimawandel, Lebensqualität.
Bis diese Maßnahmen greifen, soll der Projekteinstieg durch eine provisorische und abgegrenzten Badestelle im Spreekanal gelingen. Grundlage ist ein gemeinsam mit dem Kompetenzzentrum Wasser Berlin entwickeltes Prognosesystem zur Ermittlung der Wasserqualität (https://badberlin.info). Das System zeigt an, wann das Wasser auch heute schon sauber genug zum Schwimmen ist und wann der Zugang temporär gestattet werden kann.
Auf einen Blick
FLUSS BAD GEBIET

Stadträume, Ziele, Prozesse
Geschichte
Ohne die Spree gäbe es Berlin nicht. Die Stadt wurde nicht umsonst an einer Stelle gegründet, an der der Fluss als Hauptverkehrsweg und Energiequelle dienen konnte. Für Jahrhunderte war die Spree wichtiger als jede Straße. Der 1,8 Kilometer lange Spreekanal ist ein von Ufermauern gefasster und begradigter Flussarm der Hauptspree. Bis zum Bau der Schleuse am Mühlendamm 1894 war er Berlins wichtigster Wasserweg. Dann wurde die Schleuse stillgelegt. Boote können deswegen bereits seit Jahrzehnten nicht mehr passieren.
Fluss Bad Berlin besinnt sich der geschichtlichen Tradition. Der Spreekanal wird aus einem Dornröschenschlaf geholt. Er tritt als historische Lebensader der Stadt wieder ins Bewusstsein und bekommt wieder eine Funktion. Damit wird eine Tradition wiederbelebt: Bis 1924, als der Fluss endgültig zu schmutzig wurde, gab es auch hier Flussbadeanstalten, eine davon direkt vor dem Schloss. Knüpfen wir an die Vergangenheit an.
Ökologie
Allzu lange wurde akzeptiert, dass Städte – ökologisch gesehen – mit Abgasen, Abwasser und Bodenversiegelung eine rein negative Bilanz aufweisen. Langsam entsteht ein Bewusstsein dafür, dass Metropolen eine besondere Verantwortung beim ökologischen Stadtumbau haben. Berlin hätte das Potenzial ein ökologischer Aktivposten, ja sogar ein Vorreiter zu sein.
Fluss Bad Berlin ist ein Modellprojekt. Im Herzen der Stadt wirbt es für einen respektvollen und zeitgemäßen Umgang mit der Ressource Wasser und für einen besseren Gewässerschutz.
Stadtgesellschaft
Eine Gesellschaft braucht Orte, an denen sie sich trifft. Jung und Alt, Arm und Reich. Es gibt nur wenige Orte in Städten, die diese wichtige soziale Funktion erfüllen können. Parks und Plätze gehören dazu. Seen und Schwimmbäder auch. In Berlins historischer Mitte mangelt es an Orten, die im alltäglichen Leben und für alle Schichten der Bevölkerung attraktiv sind.
Fluss Bad Berlin bedeutet eine Stadtmitte für alle. Es ist kein Gegenentwurf zu den Museen und historischen Bauten, sondern der ergänzende soziale Baustein, der diesem Ensemble fehlt, damit es lebendig und bedeutsam bleibt. Der direkte Zugang zur Spree holt die Berliner*innen aus dem Kiez ab und bringt sie in die Mitte zurück.
Stadtraum
Intelligente Stadtplanung schafft räumliche Lösungen für gesellschaftlich drängende Fragen. Oft bedarf es dazu nicht einmal eines großen baulichen Aufwandes. Und gute Gestaltung kann die Natur in die Stadt zurückholen, ohne dass der Wert des Bestehenden oder gar Denkmalgeschützten gemindert wird.
Fluss Bad Berlin rückt das Wasser in den Vordergrund. Nicht ein neues Gebäude, sondern die Spree wird zur Hauptakteurin. Die architektonischen Maßnahmen wie Treppen zum Wasser, Steganlagen oder eine Umkleidestation sind zurückhaltend, passen sich der gegebenen Situation an und werden bewusst reversibel, modular und flexibel gestaltet.
Was man über uns schreibt
FLUSS BAD PRESSESPIEGEL
On revient à cette tradition berlinoise d'urbanisme doux, d'agitation civique et d'esprit d'initiative des habitants.
"Le collectif remet en question l'urbanisme conservateur tel qu'il apparait généralement dans les projets menés par le Sénat berlinois. Ces images de piscine sont aussi un témoignage politique: Berlin n'est pas seulement une ville-musée en phase avancée de gentrification! On revient à cette tradition berlinoise d'urbanisme doux, d'agitation civique et d'esprit d'initiative des habitants."
2014, Denis Boquet, Architekturprofessor an der ENSA Strasbourg in Vincent Glad, „Berlin veut réaliser le rêve de Chirac de nager dans la Seine“, Slate
http://www.slate.fr/story/95561/berlin-nager-spree