Der Ort

Der Ort unseres Fluss Bad Gartens ist nicht zufällig gewählt: Genau hier stand eines der letzten Berliner Flussbäder - die "Doppel-Badeanstalt am Mühlengraben", die 1925 aus hygienischen Gründen ihre Pforten schließen musste. Laut Aufzeichnungen war es eines der schönsten Flussbäder Berlins.

Das Bad, das zwischen 1895-1897 realisiert wurde, besaß ein Schwimmer- und ein Nichtschwimmerbecken. Das Gebäude bestand aus Wellblechdächern und -wänden und es gab sowohl Einzel- als auch Mehrkabinenumkleiden. Kleine Türme und bunte Glasfenster zierten die Fassade. Von Balkonen konnte man innerhalb der Badeanstalt über die beiden Becken schauen. Die Holzterrasse im Flussbad Garten nimmt die Konturen des ehemaligen Schwimmerbeckens auf. Auf dem öffentlichen Weg entlang der Spree wird der Mühlengraben, der früher an dieser Stelle abzweigte, durch einen Wechsel im Bodenbelag markiert.

Projektausstellung

Die Holzterrasse wurde im Frühling 2017 von den wandernden Zimmerleuten Dirk Rochel, Felix Popow, Frank Wolf, Hieronymus Vernaldi, Jürgen Tannert und Moritz Wolf nach den Plänen des Vereinsmitglieds Charlotte Hopf errichtet. Neben der Terrasse gibt es ein kleines Lagergebäude und einen fahrbaren Kiosk, der von Ende April bis Mitte Oktober warme und kalte Getränke zum Kauf anbietet.

Die von Hanno Bæucker (BæuckerSanders) gestalteten Tafeln geben Besuchern einen guten Überblick über die Hintergründe und Erläuterungen zur Idee von Fluss Bad Berlin. Zudem klären sie über den Ort selbst auf, an dem wir uns befinden, den Verein als treibende Kraft hinter dem Projekt und über die Hausherrin ESMT.

Die European School of Management and Technology (ESMT)

Der Hauptsitz der privaten wirtschaftswissenschaftlichen Hochschule ESMT Berlin befindet sich im ehemaligen Staatsratsgebäude der DDR, mitten im Zentrum Berlins am Schlossplatz 1. Das Portal IV des ehemaligen Berliner Stadtschlosses ziert maßgeblich die Vorderseite des Bauwerks – ein Bauelement mit langer Geschichte und großem Symbolwert: Während Kaiser Wilhelm II 1914 von diesem Balkon zur Mobilmachung zum ersten Weltkrieg aufrief, soll Karl Liebknecht am selben Ort am 9. November 1918 die „freie sozialistische Republik“ ausgerufen haben. Das Stadtschloss selbst wurde 1950 gesprengt, das ideologisch bedeutsame Portal jedoch erhalten und als prägendes Element in das Staatsratsgebäude – das repräsentativste Gebäude des sozialistischen Staates – integriert.

 

Frontansicht

 

Somit wurden die beachtlichen Geschosshöhen des alten Schlosses in den 60er Jahren auf den neuen Repräsentativbau übertragen. Das Gebäude steht unter Denkmalschutz und auch im Inneren des Gebäudes finden sich heute noch viele historische Spuren aus der damaligen Zeit und Nutzung. So etwa das ehemalige Arbeitszimmer des Staatsratsvorsitzenden, der Diplomatensaal, der Kartenraum sowie der Bankett- und der Festsaal.

Das Gebäude des ehemaligen Staatsrats gilt als Meisterwerk der Berliner Nachkriegsarchitektur. Es markiert den Übergang vom stalinistischen Zuckerbäckerstil zur Sachlichkeit der Sechzigerjahre. Mit dem Entwurf des Kollektivs Roland Korn legte die DDR im Jahr 1962 den Grundstein für die Ostmoderne, deren denkmalpflegerischer Wert heute auf breiter Ebene anerkannt ist. Um ausreichend Platz für das Bau-Areal des ersten Prestigebauvorhabens in Ostdeutschland zu schaffen, mussten nahegelegene Häuser weichen. Am Bau waren insgesamt über 150 verschiedene Firmen beteiligt.

Im Jahr 1964 erfolgte nach zweijähriger Bauzeit schließlich die Schlüsselübergabe an den ersten Staatsratsvorsitzenden der DDR, Walter Ulbricht. Es lässt sich wohl als „Ironie der Geschichte“ zusammenfassen, dass zu diesem Zweck ausgerechnet der 3. Oktober desselben Jahres auserkoren wurde – folglich der Tag, an dem seit 1990 im vereinten Deutschland der „Tag der deutschen Einheit“ gefeiert wird. Annähernd 50% der Außenfassade bestehen aus Glas, was bezeichnend für den repräsentativen Charakter des Gebäudes ist. Teil dieser Glasfassade ist ein bemerkenswertes 180m2 großes Glasmosaik des deutschen Künstlers Walter Womacka. Dieser galt aufgrund seiner staatskonformen Arbeiten als der Staatskünstler und war somit wichtigster Vertreter des sozialistischen Realismus zu DDR-Zeiten.

 

Detail Womacka

 

Das Glasmosaik zeigt die Geschichte der Arbeiterbewegung in Deutschland aus ideologisch geprägter Sicht der SED. Als Vorsitzende des Staatsrats arbeiteten in dem Gebäude: Walter Ulbricht bis zu seinem Tod 1973, Willi Stoph von 1973 bis 1976, Erich Honecker von 1976 bis 1989, Egon Krenz vom 24. Oktober 1989 bis zum 6. Dezember 1989 und schließlich Manfred Gerlach vom 6. Dezember 1989 bis zum 5. April 1990. Das Staatsratsgebäude war zu DDR-Zeiten nicht zugänglich, und so kam es erst 1990 zu einer Öffnung des Gebäudes für die Öffentlichkeit. Zwischenzeitlich sogar auf einer Abrissliste, diente der Repräsentationsbau zunächst als Informationszentrum zur Hauptstadtplanung und entwickelte sich zu einem Zentrum des öffentlichen Diskurses über die Zukunft der Stadt. Als sich die Fertigstellung der Parlaments- und Regierungsgebäude im Spreebogen verzögerte, wurde das Staatsratsgebäude von 1999 bis 2001 als Interimssitz des damaligen Bundeskanzlers Gerhard Schröder als Bundeskanzleramt genutzt.“ (In Anlehnung an „Schlossplatz Berlin – Vom Staatsratsgebäude zur ESMT European School of Management and Technology“, Philipp Meuser, DOM publishers, Berlin, 2016).

Anschließend war der Bundesnachrichtendienst von 2003-2005 hier ansässig. Das Gebäude wurde dann durch die ESMT Stiftung für die neue Hochschule vom Land Berlin in Form einer langjährigen Erbpacht erworben und mit großem Aufwand denkmalgerecht renoviert. Der Umbau in eine moderne Bildungseinrichtung begann 2004 und wurde Ende 2005 unter der Leitung des Architekturbüros hg merz abgeschlossen. Die Kosten des Umbaus sowie der Grundsanierung beliefen sich auf ca. 35 Millionen Euro. Seitdem findet ein reger Austausch von Theorie und Praxis zwischen dem Lehrkörper der ESMT Berlin und den Studenten und Teilnehmern statt. In den Jahren 2015 bis 2017 hat die ESMT Berlin noch einmal 3,5 Millionen Euro in den weiteren Ausbau des Gebäu-des investiert. Die hochmodernen Lernbereiche bieten viel Raum zum Austausch und zur Diskussion. In den „ESMT Open Lectures“ finden regelmäßig auch für die interessierte Öffentlichkeit zugängliche Vorträge wichtiger zeitgenössischer Persönlichkeiten statt. Zudem ist es Interessierten möglich, an öffentlichen Führungen durch das Staatsratsgebäude teilzunehmen.

 

Treppenhaus

 

 

 

 

 

 

 

 

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